Yoga

200YTT

Langsam aber doch realisiere ich erst, was körperlich als auch mental sich in den letzten Wochen bei mir getan hat.

Geschrieben am 1. Oktober 2020

Über ein Monat war ich jetzt in Thailand, 19 Tage davon hat meine Ausbildung zum Yoga Teacher auf Koh Samui gedauert. Auch wenn ich diese kurze Auszeit von meinem Alltag sehr genossen habe, bin ich froh, wieder gesund und wohlbehalten zu Hause zu sein. Wie es mir beim intensiven Yoga Training ergangen ist und was ich nun mit meinem Diplom anstellen werde, erzähle ich euch jetzt in diesem Blogeintrag.

Letztes Jahr habe ich mich dazu entschlossen, eine Yoga Teacher Ausbildung zu absolvieren. Dieses Gefühl war plötzlich da, mehr aus meiner Leidenschaft Yoga heraus zu holen und so habe ich mich bei der Bryce Yoga School angemeldet. Ich musste da nicht lange überlegen wo ich meine 200 Stunden absolvieren will, da ich Briony als auch Dice bereits von einem Retreat und Yoga Festival her kannte und ihren Yoga Stil einfach super finde. Beide sind in der Yoga Branche sehr bekannt für ihr Können und ihr unglaublich großes Know-how über alle Asanas. Große Erwartungen hatte ich keine, da ich mich überraschen lassen wollte und darauf vertraut, das Bryce Yoga das Passende für mich ist und rückblickend kann ich euch sagen, es war die richtige Entscheidung.



Gut, zuerst dachte ich, dass wir generell etwas mehr trainieren würden, damit hatten auch die anderen Teilnehmer/innen gerechnet, aber es war eben ein Teacher Training und kein Yoga-Retreat. Unser Tag begann immer um Punkt 7 Uhr, welchen wir mit Pranajama Übungen starteten, gefolgt von einem Kirtan Gesang und anschließender Praxis. Nach rund zwei Stunden gab es dann Frühstück. Von 10:15 Uhr bis ca. 17 Uhr waren dann Theoriestunden am Programm. Sprich, wir sind sehr viel auf dem Boden gesessen und haben aufmerksam zugehört. Der Unterricht bestand aus unterschiedlichen “Fächern” wie Sequencing, Asana Alignment, Ajustments, Practice Teach, Philosophie, Yoga Business und Anatomie. Jeder Tag war zwar nicht exakt gleich, aber grundsätzlich war der Tagesablauf immer der Selbe. Von 14:00-15:00 Uhr gab es eine “Lunch” Pause, die ich meist genutzt habe, um am Pool zu chillen.

Dice, übrigens ein unglaublich toller Lehrer, von dem ich in diesen 19 Tagen unheimlich viel gelernt habe. Er erklärte uns bereits am ersten Tag, wie sich voraussichtlich unser Körper und Geist, im Laufe des Teacher Trainings verändern wird. Er meinte, anfangs wird jeder top-motiviert sein, in der 2. Woche kann es passieren, dass die Laune etwas schlechter wird, der Körper beginnt an allen möglichen Stellen weh zu tun, man beginnt Familie und Freunde zu vermissen und gegen Ende des Trainings wird es mit der Laune wieder bergauf gehen.


Ich kann nur berichten, wie es mir ergangen ist und es war ca. so ähnlich, wie Dicy es am Beginn des Kurses beschrieben hatte. Die ersten Tage hat mein Hirn geraucht, denn es war super ungewohnt für mich, dass ich mich täglich über einen längeren Zeitraum durchgehend konzentrieren musste. Erschwerend kam noch dazu, dass alles in Englisch vorgetragen wurde. Bedingt durch das lange sitzen, das ungewohnte Essen und der für mich ungewohnte Tagesablauf kam es dazu, dass ich mich mit der Zeit, körperlich immer unwohler fühlte. Mein Bauch war aufgebläht, während meiner praktischen Übungen hatte ich das Gefühl, immer schlechter als besser zu werden und ich begann, meine Familie zu vermissen und hatte schön langsam das Gefühl, als würde ich privat als auch beruflich etwas verpassen. Doch ich hatte Halt gefunden und zwar bei meinen neuen Freundinnen, welche ich in dieser kurzen Zeit sehr in mein Herz geschlossen habe und ich mit ihnen lachen, weinen und ich mich austauschen konnte.



Die Tage vergingen und ich wartete ungeduldig auf diesen einen besonderen Moment. Diesen Moment in dem mir plötzlich irgendetwas bewusst wird, ich irgendeine Art Bestätigung fühlte für all das was ich hier machte. Schwer zu beschreiben, was ich mit diesem “Moment” genau meine, doch ich wollte unbedingt, dass, wenn ich zurück komme, sich in mir etwas geändert hat, im positiven Sinne. Die zweite Woche fühlte sich dementsprechend wie eine Ewigkeit an. Dafür war die letzte und dritte Woche komplett anders. Wir hatten als Aufgabe bekommen, einer Mitschülerin eine Privatstunde zu geben. Natürlich war ich vorher unheimlich aufgeregt, doch habe ich es gemeistert und war positiv überrascht, wie gut es mir dabei ergangen ist. Nach diesem Erfolgserlebnis ging es mit meiner Stimmung wieder bergauf. Die Tage wurden gegen Ende etwas stressiger, da jeder noch so viel wie möglich für die schriftliche (ein Test, welcher aus ungefähr 10 Seiten bestand) als auch für die mündliche bzw. praktische (wir alle mussten 2 Sequenzen vor einer Gruppe von 21 Leuten unterrichten) Prüfung lernen wollte. Nicht nur, das die Prüfungen näher rückten, sondern auch der Fakt, dass es bald wieder zurück in die Heimat geht, hat mir unbewusst ein Wenig Angst gemacht. Die Angst, gewissen Erwartungen gerecht zu werden (die ich mir natürlich selbst gestellt habe!), wenn ich wieder zurück bin. Angst davor, dass sich trotz der vielen Arbeit an mir selbst und all der körperliche Anstrengung, nichts in meinem Leben geändert hat. Viele Tränen sind geflossen, Panik überkam mich, Selbstzweifel und zugleich Aufregung vor einem Neuanfang. Wo war nun dieser besondere Moment, von dem so viele schwärmen, dass sie nach einem YTT wie neugeborgen zurückkehren? Irgendetwas sagte mir jedoch, dass dieser Moment sicherlich noch kommen würde.


Geschafft, die 19 Tage waren nun vorbei und mit meinem Diplom in der Hand ging es bereits am nächsten Tag mit einem lachendenden als auch mit einem weinenden Auge zurück nach Wien. Direkt nach meiner Ankunft, packte ich gleich wieder meinen Koffer und es ging direkt weiter in die Steiermark zu einer Hochzeit. Ich sage es euch, das war ein ganz schöner Flash von Koh Samui plötzlich in einem Dirndl an einem See zu stehen. Ich war also zurück in Österreich, aber irgendwie fühlte ich mich noch nicht so richtig „angekommen“.

Umgeben von vielen Menschen, den Meisten stand ich nicht besonders nahe, die Müdigkeit wurde mit vielen Gläsern Wein und köstlicher österreichischer Kost überspielt, plus dem Stress, den eine dreitägige Hochzeit als Trauzeugin so mitbringt, waren eben nicht die besten Voraussetzungen, um in Ruhe wieder zu Hause anzukommen. Die Tage vergingen und mir viel auf, das plötzlich irgendetwas anders war. Gewisse Dinge nahm ich anders wahr als gewohnt, ich verspürte eine gewisse Leichtigkeit in meinem Sein. War DER Moment endlich gekommen? Ja, das war dieser Moment, auf den ich gewartet hatte. Es hat sich ja doch etwas geändert und zwar einiges.



Was sich verändert hat? Zum einen betrachte ich meine “Schwachstellen” aus einem neuen Blickwinkel. Anscheinend musste ich erst in einem Raum mit 41 Schüler/innen sein, um zu realisieren, dass jeder Mensch egal welcher Herkunft, Alter, Familiengeschichte mit irgend einem Thema zu kämpfen hat. Ob Probleme mit der Mutter, Unzufriedenheit mit dem Körper, Beziehungsprobleme oder der Angst, nicht gut genug zu sein, wir sind alle nur Menschen mit “Schwachstellen”. Das ist mir nicht neu, allerdings habe ich mich noch nie zuvor in einem Raum befunden, wo auf Knopfdruck alle von einem Thema erzählen können, mit welchem sie zu kämpfen haben. Aus dieser Situation heraus, konnte ich zwei Dinge für mich mitnehmen, zum Einen, dass man mit seinem Problem niemals alleine ist und zum Anderen, das andere Menschen genau so zerbrechlich sind wie man selbst.

Dadurch habe ich gelernt, loszulassen und meinen Ängsten nicht mehr so viel Gewicht zu geben. Meine größte Angst, die vor dem Ungewissen, ob meine Zukunft so verlaufen wird, wie ich sie mir vorstelle, ist verflogen, denn ich hatte endlich Zeit und Kraft, meine Wünsche und Ziele klar zu definieren und fest zu legen. Was auch immer diesen Knopf gelöst hat, ich habe nun endlich das Vertrauen in mir selbst gefunden, das alles gut ist und wird.


Was mich auch schon zum nächsten Punkt bringt: was mache ich nun mit meinem neuen Titel “Yoga Teacher“. Ich hatte noch nicht viel Zeit darüber nachzudenken, doch wie das Schicksal so will, unterrichte ich bereits 12 Tage nach meiner Rückkehr meine erste offizielle Klasse in einem Studio im 1. Bezirk, welche auch schon ausgebucht ist. Obwohl ich das gar nicht geplant hatte, ergreife ich diese Möglichkeit, springe ins kalte Wasser und schaue mir das mal an. Auf Koh Samui hat eine Mitschülerinnen gemeint, ich würde so glücklich wirken, während ich unterrichte. Das war so schön zu hören und es hat mir so viel Freude bereitet, dass ich in unserer Teacher Practice Zeit, andere Menschen zum Lachen bringen konnte. Yoga ist für mich weit mehr als ein Lifestyle Sport, mich stärkt es mental als auch körperlich und genau das würde ich gerne weitergeben. Meine Praxis hat sich durch die 19 Tagen natürlich auch verändert. Jede einzelne Bewegung nehme ich bewusster wahr, die Ausführung jeder Asana ist genauer und ich höre dem jeweiligen Teacher ganz anders zu.

Zu unterrichten ist und wird eine Herausforderung, aber ich werde mich dieser stellen. Wo mich dieser neue Weg schlussendlich hinführen wird, steht in den Sternen, doch ich bin guter Dinge und bereit, diesen neuen Weg zu gehen. Für meine „neue“ Zukunft tragt auch ihr einen großen Beitrag dazu bei, denn ihr habt mich bis jetzt auf dieser Reise begleitet, mich gestärkt, mich motiviert und mir so unglaublich viele tolle Nachrichten, Feedback und Anregungen geschickt, sodass ich ja fast gar nicht anders kann….






XOXO Anna